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Text File  |  1996-10-14  |  3KB  |  6 lines

  1. Diese Installation ist entstanden w├ñhrend Reisen in L├ñnder, in denen Menschen auf ihr reines ├£berleben zur├╝ckgeworfen sind. Milit├ñrischen Konflikten, Umweltzerst├╢rungen und territorialen K├ñmpfen ausgeliefert, m├╝ssen diese Bev├╢lkerungen gleichzeitig mit einer neugewonnenen Freiheit umgehen, ohne auf Erfahrung oder Unterst├╝tzung zur├╝ckgreifen zu k├╢nnen. Um sowohl die Einzigartigkeit als auch die Universalit├ñt dieser Ereignisse einzufangen, arbeit ich aus innerer Perspektive heraus mit diesen Erlebnissen. Jede einzelne meiner Skulpturen ist aus vielen kleinen geschwei├ƒten und geh├ñmmerten Kupferst├╝cken zusammengesetzt, die die "Patchwork-Qualit├ñt" des menschlichen Bewu├ƒtseins und der menschlichen Pers├╢nlichkiet widerspiegeln. Ich habe Kupfer verwendet, um ein Gef├╝hl der Altert├╝mlichkeit, Allgemeing├╝ltigkeit und Zeitlosigkeit zu evozieren. Kupfer ist weich und biegsam genug, um die Subtilit├ñt von Form auszudr├╝cken. Gleichzeitig ist es aber auch best├ñndig und hart - bestehend aus einer empfindlichen Oberfl├ñche, die in Reaktion auf ihre Umweltbedingungen Farbe und Struktur ver├ñndert. Die eingegrabenen L├╢cher und Spalten sollen Alterungsprozesse implizieren und lassen einen Blick in den Innenraum erahnen. Die Vielfarbigkeit der Oberfl├ñche entstand durch eine Bearbeitung mit extrem hoher Temperatur. Die neun Skulpturen f├╝gen sich zu einem Ganzen. Keine der  Figuren steht f├╝r sich allein/ kann f├╝r sich alleine stehen.
  2. Sie gleichen am st├ñrksten einem Ton in Bezug zu einer Melodie. Jede Skulptur entfaltet ihre vollst├ñndige Bedeutung erst in dem Zusammenspiel mit den ├╝brigen. Die Vielschichtigkeit der Bedeutungen entsteht durch die Verbindung zwischen den einzelnen Skulpturen, die Struktur ihrer Gesamtkomposition, durch die Wahl des Materials und die Anordnung in Bezug zum Boden und umgebenden Raum.
  3. Der "Skulpturengarten - Tacheles" bildet mit seinen teilweise zerst├╢rten Geb├ñuden einen idealen Raum f├╝r die Installation "Bodies in Progress". Diese Umgebung ist in einer Hinsicht sehr brutal, in anderer Hinsicht aber ersch├╝ttert ihre Versehrtheit. Die Offensichtlichtkeit der bewu├ƒten Zerst├╢rung sowie des nat├╝rlichen Verfalls bringen die Textur und die Substanz des Baumaterials zum Vorschein und betonen so die Fragilit├ñt des Bauwerks. Einer impliziten Botschaft gleich weisen sie auf das hin, was hier einmal war und legen dieses Geschehene offen.
  4. Gleichzeitig provozieren sie Gedanken und Assoziationen ├╝ber die M├╢glichkeiten, die aus diesem Raum heraus entstehen k├╢nnten. Obwohl es sich bei den Skulpturen dieser Ausstellung um nur partiell ausgeformte, kopflose und verst├╝mmelte Figuren handelt, verbinden sie in ├ñhnlicher Weise ein vergangenes Geschehen, einen gegenw├ñrtigen Moment und eine noch unbekannte Entwicklung miteinander. 
  5.  
  6. Jonathan Russel